„Ein Prophet“ von Regisseur Jaques Audiard (2009)
Fuß vom Gas, langsam und konzentriert fahren, die Umgebung besonders im Auge behalten, größte Gefahr Nachts und im Nebel und bei Morgen- und Abenddämmerung – dieser Wildwechsel bestimmt das Leben des 20jährigen arabischstämmigen Malik (gespielt von Tahar Rahim), als er zu 6 Jahren Haftstrafe verurteilt wird, dieses Mal bei den großen Jungs.
Ist es ein Film über Kommunikation?
Fuß vom Gas, langsam und konzentriert fahren, die Umgebung besonders im Auge behalten, größte Gefahr Nachts und im Nebel und bei Morgen- und Abenddämmerung – dieser Wildwechsel bestimmt das Leben des 20jährigen arabischstämmigen Malik (gespielt von Tahar Rahim), als er zu 6 Jahren Haftstrafe verurteilt wird, dieses Mal bei den großen Jungs.
Ist es ein Film über Kommunikation?
„Du redest mit den Korsen?“ „Ja.“ „Und mit den Italienern?“ „Ja.“ „Und mit den
Arabern redest du auch?“ „Ja.“ „Bist du ein Prophet, oder was?“
Dies wird Malik von einem Schwerverbrecher gefragt, der sich noch nicht entschieden hat, ob er ihn umbringen oder mit ihm zusammenarbeiten wird.
Malik redet. Er redet, er windet, er überwindet, er spielt den Hiwi, den Handlanger, den Mörder und bald selber einen der großen Jungs.
Am Anfang ist er ein 20jähriger Analphabet, seit dem 11.Lebensjahr nicht mehr in der Schule, keine Beziehung zu den Eltern, von einem Heim zum anderen, an seine Muttersprache kann er sich nicht erinnern. Er hat 50 Franc in der Tasche, die ihm beim Einpassieren in das Gefängnis gleich abgenommen werden, und die zusammen mit einer Zigarette, als einziger persönlicher Besitz in einer Schuhschachtel verschwinden.
Als er rauskommt warten auf ihn eine hübsche Frau und ein Kind, drei große fette Autos mit einem Haufen grinsender, johlender Jungs. Er spricht französisch, arabisch und italienisch, und hat nicht nur seinen Schulabschluss im Gefängnis gemacht – sondern auch eine Ausbildung ganz anderer Natur.
Was diesen Film zu etwas so Besonderen macht: er wirkt wahrhaftig und echt. Das liegt an einer unglaublichen Verkettung und unglaublichen Szenen dieses hervorragenden Drehbuches (Autoren: Jaques Audiard, Abdel Raouf Dafri, Nicolas Peufaillit, Thomas Bidegain), der unmittelbaren Kameraführung (Stéphane Fontaine) und der großen schauspielerischen Leistung von Tahar Rahim, der den Malik spielt.
Malik redet. Er redet auch immer wieder mit dem Mann, den er ermorden musste, um nicht selbst zu sterben. Er nimmt seine Präsenz und seine Ratschläge ebenso stoisch hin, wie alle anderen Schikanen, und er schaut immer ganz genau auf die Wunde am Hals, die er ekelig findet und die er selbst ihm zugefügt hat.
Wenn dieser Malik zum ersten Mal in seinem Leben in ein Flugzeug steigt und beim Sicherheitscheck den Mund aufreißt, wie er es im Gefängnis gelernt hat, wenn dieser Malik zum ersten Mal in seinem Leben mit den Füßen im Meer steht und Stunden später mit den Sandüberresten aus seinen Schuhen spielt, oder wenn er sein Patenkind linkisch umarmt und dann seine Arme um ihn schlingt und mit ihm zusammen einschläft – mehr Unschuld, mehr Erstaunen, mehr Wärme habe ich lange nicht mehr im Kino gesehen.
Und wenn ich für den Paten wider Willen „Michael Corleone“, immer Bedauern und Mitgefühl hatte, für diesen Jungen, für diesen Malik, habe ich mehr als das. Ohne es je zu sagen, ja ohne es anzudeuten, geht man aus diesem Film mit der Gewissheit, unsere Gesellschaft und wie sie die Menschen am Rande behandelt, ist verantwortlich für die Maliks dieser Welt. Und ich wünsche mir, wir könnten nur einen von ihnen retten.
Unbedingt ansehen!
Malik redet. Er redet, er windet, er überwindet, er spielt den Hiwi, den Handlanger, den Mörder und bald selber einen der großen Jungs.
Am Anfang ist er ein 20jähriger Analphabet, seit dem 11.Lebensjahr nicht mehr in der Schule, keine Beziehung zu den Eltern, von einem Heim zum anderen, an seine Muttersprache kann er sich nicht erinnern. Er hat 50 Franc in der Tasche, die ihm beim Einpassieren in das Gefängnis gleich abgenommen werden, und die zusammen mit einer Zigarette, als einziger persönlicher Besitz in einer Schuhschachtel verschwinden.
Als er rauskommt warten auf ihn eine hübsche Frau und ein Kind, drei große fette Autos mit einem Haufen grinsender, johlender Jungs. Er spricht französisch, arabisch und italienisch, und hat nicht nur seinen Schulabschluss im Gefängnis gemacht – sondern auch eine Ausbildung ganz anderer Natur.
Was diesen Film zu etwas so Besonderen macht: er wirkt wahrhaftig und echt. Das liegt an einer unglaublichen Verkettung und unglaublichen Szenen dieses hervorragenden Drehbuches (Autoren: Jaques Audiard, Abdel Raouf Dafri, Nicolas Peufaillit, Thomas Bidegain), der unmittelbaren Kameraführung (Stéphane Fontaine) und der großen schauspielerischen Leistung von Tahar Rahim, der den Malik spielt.
Malik redet. Er redet auch immer wieder mit dem Mann, den er ermorden musste, um nicht selbst zu sterben. Er nimmt seine Präsenz und seine Ratschläge ebenso stoisch hin, wie alle anderen Schikanen, und er schaut immer ganz genau auf die Wunde am Hals, die er ekelig findet und die er selbst ihm zugefügt hat.
Wenn dieser Malik zum ersten Mal in seinem Leben in ein Flugzeug steigt und beim Sicherheitscheck den Mund aufreißt, wie er es im Gefängnis gelernt hat, wenn dieser Malik zum ersten Mal in seinem Leben mit den Füßen im Meer steht und Stunden später mit den Sandüberresten aus seinen Schuhen spielt, oder wenn er sein Patenkind linkisch umarmt und dann seine Arme um ihn schlingt und mit ihm zusammen einschläft – mehr Unschuld, mehr Erstaunen, mehr Wärme habe ich lange nicht mehr im Kino gesehen.
Und wenn ich für den Paten wider Willen „Michael Corleone“, immer Bedauern und Mitgefühl hatte, für diesen Jungen, für diesen Malik, habe ich mehr als das. Ohne es je zu sagen, ja ohne es anzudeuten, geht man aus diesem Film mit der Gewissheit, unsere Gesellschaft und wie sie die Menschen am Rande behandelt, ist verantwortlich für die Maliks dieser Welt. Und ich wünsche mir, wir könnten nur einen von ihnen retten.
Unbedingt ansehen!